Flexibilität & Dehnen im Yoga: Warum weniger oft mehr ist

🚫 Spoiler: Dehnen macht nicht automatisch entspannt – und auch nicht „besser“ im Yoga.

Flexibilität ist nicht gleich Mobilität. Punkt.

Yoga wird oft auf „flexibel sein“ reduziert. Spagat, tiefe Vorbeugen, Füße hinterm Kopf. Du kennst die Bilder. Aber:
Nur weil du irgendwo hinkommst, heißt das nicht, dass dein Körper da auch hingehört.

👉 Flexibilität heißt: Du lässt dich in eine Form bringen – durch Schwerkraft, Gurt, deine Hände.
👉 Mobilität heißt: Du bewegst dich selbst dorthin – aus eigener Kraft, aktiv stabilisiert.

💡 Und genau das ist der Gamechanger:
Funktionale Beweglichkeit entsteht, wenn Kraft und Beweglichkeit zusammenarbeiten – nicht durch passives Ziehen, sondern durch kluge innere Aktivierung.

Tension vs. Kompression – das unterschätzte Anatomie-Gold

Ein wichtiges Konzept in der Yoga Anatomie:
Nicht jede Grenze im Körper hat was mit „zu wenig Dehnung“ zu tun.

  • Tension = Dehngefühl durch Muskeln, Faszien, Bindegewebe

  • Kompression = Knochenstruktur begrenzt die Bewegung – da hilft auch kein „mehr üben“

🧠 Beispiel:
Deine Hüfte geht in einer Pose „nicht weiter“?
➡️ Vielleicht ist das nicht dein Muskel, sondern dein Gelenk, das Stopp sagt.
Und das darf es.

👉 Anatomie schlägt Ehrgeiz. Immer.

Ein Muskel entspannt nicht durch Dehnen – sondern durchs Nervensystem

Klingt schräg? Ist aber so:
Dehnen ist für den Muskel ebenfalls Stress. Nur ein anderer.

Der Muskel „entspannt“ nicht, weil du ihn ziehst.
Er entspannt, wenn dein Nervensystem das Signal zur Anspannung kappt.
Und das passiert z. B. durch:

  • 🧘‍♀️ bewusste Atmung

  • 🧠 mentale Regulation (z. B. über vagusaktivierende Übungen)

  • 🧰 funktionale Kräftigung (damit er sich nicht mehr festklammern muss)

Kräftigung ≠ Anspannung.
Oft wird ein Muskel erst entspannbar, wenn er sich sicher fühlt. Und das passiert über Kraft, nicht über Stretching.

Welche Art von Dehnen macht in deiner Praxis wirklich Sinn?

Es gibt mehr als eine Art zu dehnen – und jede wirkt anders. Hier ein Überblick:

1️⃣ Statisches Dehnen

  • Lange Haltephasen (z. B. im Yin Yoga)

  • Gut zur Beruhigung, aber nicht unbedingt funktional

2️⃣ Dynamisches Dehnen

  • In Bewegung, z. B. fließende Mobilisation im Vinyasa

  • Ideal zum Aufwärmen und für geschmeidige Übergänge

3️⃣ Aktives Dehnen (PNF, isometrisch)

  • Du nutzt Gegenspieler-Muskeln bewusst zur Dehnung

  • Beispiel: Po anspannen → Hüftbeuger wird länger

  • Oder: Ferse in den Boden drücken → Hamstring aktiviert sich in Länge

🧠 Dehnen mit Muskelaktivität = mehr Körperkontrolle + bessere Integration
Statt „ich lasse los“ → „ich bin aktiv präsent in dieser Range“

🔑 Pro-Tipp für deine Yoga Praxis:

Geh nicht tiefer. Werde klarer.
Spür in jede Bewegung rein:
🔸 Bist du drin, oder wirst du reingezogen?
🔸 Ist deine Muskulatur aktiv beteiligt, oder abgeschaltet?

🌀 Warum weniger oft mehr ist

Mehr Dehnung = besser im Yoga?
❌ Nope.

Überdehnung schwächt das Gewebe, destabilisiert Gelenke und sorgt für genau das Gegenteil von dem, was du willst: Kraftvolle Präsenz in deinem Körper.

✔️ Funktional beweglich sein heißt:

  • Ich kann mich frei bewegen

  • Ich bleibe stabil

  • Mein Körper vertraut mir

🧘‍♂️ Fazit: Mehr Mobilität. Weniger Ehrgeiz. Bessere Praxis.

Yoga ist kein Flexibilitätswettbewerb.
Es geht nicht um Formen. Es geht um Funktion.

✨ Dehne smart, nicht extrem.
✨ Stärke, was dich trägt.
✨ Und hör deinem Nervensystem gut zu – es hat meistens recht.

 

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